Interview Adrian Fogel
Adrian Du bist einer der besten Fußballfreestyler Deutschlands. Wie kommt man dazu, den akrobatischen Umgang mit dem Ball zum Beruf zu machen?
Das ist ganz einfach. Man hat die Leidenschaft zum Fußball und man versucht die Tricks der Stars nachzumachen. Erst einen, dann einen zweiten Trick und so kommen immer mehr Tricks zusammen. Man guckt es sich aus der Werbung ab, aber auch von Jongleuren, wie unter anderem Rastelli (Anm. Red. Enrico Rastelli, italienischer Jongleur 1896-1931). So kamen erste Auftritte zustande und so hat es sich dann entwickelt.
Wie kommt es, dass du mit deinen Fähigkeiten am Ball nicht Fußballspieler sondern Freestyler geworden bist?
Koordination, Ballgefühl, Gleichgewichtsgefühl sind zwar gute Grundvoraussetzungen, aber zum Fußball gehört noch mehr. Unter anderem auch das Quäntchen Glück, woran viele scheitern, weil sie im richtigen Moment nicht die nötige Förderung bekommen. Das ist leider das Schicksal vieler Talente. Bei mir war aber auch so, dass ich Fußball gespielt habe bis hin zur Regionalliga. Am Ende fehlte es dann einfach am nötigen Tempo. Ich kam aus einer kleinen Mannschaft, Eintracht Nordhorn. Wir haben Oberliga Nord gespielt. Dann kam der Wechsel in die Regionalliga zu Hertha BSC, die mit den Profis trainiert haben. Da war es schwer für mich dran zu bleiben, weil die Jungs dieses Tempo schon von jung auf kannten.
Der Weg, den du dann eingeschlagen hast war offensichtlich auch nicht der verkehrteste. Wie kam es zur Entwicklung vom Regionalligakicker hin zum Fußballfreestyler?
Ich hab vor 13 Jahren angefangen. Die ersten Jahre waren noch eher hin und her. Ich hab hier und da mal ein paar Tricks gelernt und auch vorgeführt. Meine Mutter hat mich damals bei einem Wettbewerb angemeldet. Ganz überraschend habe ich dabei den ersten Platz belegt. Danach habe ich einige Kampagnen von Unternehmen gewonnen, bei denen der beste Straßensoccer oder Freestyler gesucht wurde. So kam dann eine Agentur auf mich zu und so hat sich das dann alles entwickelt, so dass ich es seit mittlerweile 10 Jahren professionell betreibe.
Du bist allerdings nicht nur Solokünstler, sondern arbeitest mit anderen Freestylern der verschiedensten Richtungen zusammen.
Das ist richtig. Unsere Gruppe nennt sich die United Freestyler. Ich bin einer der Gründungsmitglieder dieser Truppe. Momentan bestehen wir aus drei Fußballern, zwei Basketballern, einer Breakdancecrew und einem BMXer . Je nach Veranstaltung und Kundenwunsch haben wir die Möglichkeit individuelle Shows zusammenzustellen. In unserer Gruppe haben wir deutsche Meister, Europa- und Weltmeister. In dieser Kombination sind wir deutschlandweit einmalig und dementsprechend zeigen wir unsere Shows.
Dein Talent hat dich schon durch die ganze Welt geführt. Unter anderem hattest du einen Auftritt im chinesischen Fernsehen. Wie kam es dazu?
Ich hatte mich beim deutschen Wetten, dass…? Beworben. Es ging darum 16 Trikots innerhalb einer Minute an- und auszuziehen und dabei einen Ball im Nacken zu jonglieren. Das chinesische Wetten, dass…? hat die Wette im Internet gesehen und wollte sie unbedingt auch haben. Am Ende bin ich vor 58 Millionen Fernsehzuschauern Wettkönig geworden. Das war ein absolutes Highlight und eine Ehre vor so vielen Leuten auftreten zu dürfen. Es war einfach sensationell.
Kommen wir von Peking zurück nach Magdeburg. Du bist nun schon das zweite Mal beim Pape-Cup dabei. Wie kommt es zu dieser Zusammenarbeit?
Für mich ist es einfach auch eine Herzensangelegenheit Kids zu zeigen, was man alles mit einem Ball anstellen kann, um ihnen auch zu zeigen, dass es sich lohnen kann an seinen Träumen festzuhalten. Diese Träume werden heutzutage viel zu schnell kaputt gemacht. Diese Jungs leben aber noch ihren Traum. Sie spielen Fußball und ich will ihnen etwas vermitteln, ihre Augen zum Strahlen bringen. Deswegen ist es mein Anliegen, so etwas zu fördern.
Stichwort „vermitteln“ – Was können die Nachwuchstalente bei dir lernen? Was kannst du ihnen beibringen?
Wichtig ist zu allererst einmal der Spaß. Aber bei den Mannschaften von den großen Clubs sind die Jungs teilweise auch so verwöhnt und manchmal auch abgehoben. Viele von Ihnen denken, dass sie kurz davor sind, ein Star zu werden. Dabei sind sie davon noch ganz weit entfernt. Das versuch ich ihnen zu vermitteln. Ich zeige ihnen, wenn sie gegen mich spielen, wie verletzlich sie eigentlich noch sind, dass sie eben noch nicht unberechenbar sind, dass sie nicht soweit sind, wie sie manchmal glauben. Ich will z.B. im Eins gegen Eins ihren Respekt gewinnen und ihnen zeigen, dass sie sicher viel Talent haben, aber eben auch noch hart an sich arbeiten müssen. Und dann versuch ich, ihnen genau das beizubringen. Körperkoordination, Ballgefühl, schnelle Ballannahmen, wie kommt man am schnellsten am Gegner vorbei – das sind Sachen, die sie dann bei mir lernen können.
Du konntest dir letztes Jahr schon einen Überblick verschaffen. Wie bewertest du das Turnier bzw. die Spieler?
Es ist ein super Turnier. Es sind Topmannschaften da. Auch die Halle hat mit seinem Parkettboden, den es so fast gar nicht mehr gibt, einen gewissen Retrocharme. Das Feeling ist gut, weil es einfach nur um den wahren Fußball geht. Man spielt auf sehr freundschaftlicher Ebene einfach darum, wer der Beste ist und das macht es aus.
Du wirst an diesen beiden Tagen jedoch nicht nur den Nachwuchs mit Rat und Tat zur Seite stehen. Du wirst auch versuchen einen neuen Weltrekord aufzustellen. Was hast du vor?
Genau ich möchte einen Weltrekord schlagen. Ich werde Seilspringen und dabei den Ball auf dem Kopf jonglieren. Es ist eine sehr schwierige koordinative Übung. Der Rekord liegt momentan bei 27 Seilsprüngen in einer Minute. 28 muss ich mindestens schaffen innerhalb von60 Sekunden. Es ist ein hohes Ziel, aber ich glaube das werde ich packen.
Adrian, wir wünschen dir dabei viel Erfolg und danken Dir für das Interview.
Ein Video der Promoaktion für den Pape-Cup im Allee Center Magdeburg findet ihr hier: Adrian Fogel